Kerncurriculum (Lehrplan) Schwerpunkt Gesundheit

Das Fach Gesundheitslehre (Leistungskurs)

Im Fach Gesundheitslehre wird in der Einführungsphase (E1/E2) der gesundheits- und krankheitsbedingte Einfluss genetischer Anlagen und Umwelt- und Verhaltensfaktoren beurteilt. Modelle der Gesundheitsförderung werden analysiert und anatomische und physiologische Grundlagen an praktischen Fragestellungen erarbeitet. Daraus resultierend werden gesundheitsfördernde Handlungskonzepte erstellt.

In der Qualifikationsphase (Q1 bis Q4) werden Informationssysteme im Körper, das Herz-Kreislaufsystem und das Immunsystem behandelt. Projekte und Kooperationen mit außerschulischen Einrichtungen sind ebenso Teile der Ausbildung wie praktische Übungen. Strategien zur Gesundheitserhaltung, Maßnahmen der Verhaltens- und Verhältnisprävention werden mit medizinischen Inhalten verknüpft. Anhand biologischer und psychosozialer Modelle werden Lebensabschnitte erläutert und unterschiedliche Lebensbedingungen in Bezug auf ihre fördernden und hemmenden Auswirkungen auf die Entwicklung des Einzelnen reflektiert.

Aufgaben und Ziele des Faches

Dem Konzept des Lehrplans für das Fach Gesundheitslehre liegen die folgenden Überlegungen zugrunde: Die Medizin und die Gesundheitswissenschaften bedienen sich in der Tradition der Aufklärung eines naturwissenschaftlichen Paradigmas und bieten eine objektivierende Betrachtungsweise des Menschen als hoch-komplexe „Maschine“ (R. Descartes). Initiiert durch V. von Weizsäcker mit seiner Vorstellung von einer anthropologischen Medizin und weitergeführt von Vertretern der psychosomatischen Medizin wird das Subjekt wieder in die Medizin eingeführt und mit ihm die Subjektivität als Erkenntnisinstrument etabliert. Viele Phänomene, die in Zusammenhang mit Gesundheit und Krankheit stehen, werden erst verständlich, wenn der Mensch als bewusstes, reflektierendes und fühlendes Wesen in den Blick genommen wird. Als biopsychosoziale Einheit steht er deshalb im Zentrum einer zeitgemäßen Betrachtung des Phänomens Gesundheit.

Das Lehrplankonzept setzt hier an und integriert naturwissenschaftliche und psychosoziale Aspekte von Gesundheit und Krankheit, indem die schulmedizinische Perspektive, Krankheit durch Prävention zu verhindern, konsequent durch das salutogenetische Modell ergänzt wird. Die Schülerinnen und Schüler lernen anhand des Modells der Salutogenese von A. Antonovsky (amerikanisch-israelischer Soziologe, 1923-1994), das Gesundheit als lebenslangen Prozess beschreibt, mit den Belastungen des Lebens kreativ und erfolgreich umzugehen. Die Leitgedanken des Konzeptes gründen auf der Auffassung, dass der Mensch über physische Möglichkeiten und psychische Einstellungen verfügen soll, um sich in, seine Gesundheit bedrohenden Zeiten, gesund erhalten zu können.

In diesem Sinne gilt es, die persönliche Gesundheit der Schülerinnen und Schüler zu fördern, sie aber auch zu befähigen, später in verantwortlicher Weise, sei es in einem beruflichen und/oder privaten Kontext, die Gesundheit ihrer Mitmenschen fördern. Dies ist das übergeordnete Ziel des Faches und des vorliegenden Lehrplans.

Abschlussprofil

  • Die Schülerinnen und Schüler sollen am Ende der Qualifikationsphase über eine die Studierfähigkeit garantierende, umfassende Handlungskompetenz verfügen. Diese angestrebte Kompetenz verknüpft die allgemeine, methodisch-soziale Ebene einerseits mit der fach-wissenschaftliche Ebene andererseits und spiegelt sich in den folgenden Dimensionen wider:
  • Die Schülerinnen und Schüler können selbstwirksam und verantwortungsbewusst den Zusammenhang zwischen Lebensweise und Gesundheit erkennen.
  • Sie sind in der Lage, Lebensräume begründet zu bewerten und zu beurteilen und für eine gesunde Lebensführung nachhaltig konzeptionell gesundheitsfördernd zu gestalten.
  • Sie verfügen über eine tiefgehende Einsicht in die physiologischen Informationssysteme als Grundlage für Wahrnehmung, Handlung und Kommunikation.
  • Sie können sich, sinnvolle und gesundheitsfördernde Maßnahmen zur Vorbeugung von häufig auftretenden Erkrankungen realistisch erschließen.
  • Sie sind im Stande, das eigene Leben als sinnvolle Entwicklung zu reflektieren und Gestaltungsmöglichkeiten unter Einbeziehung persönlicher Werthaltungen und sozialer Verantwortung zu entwickeln.

 

Das Fach Gesundheitsökonomie (Grundkurs)

Im Fach Gesundheitsökonomie wird die ökonomische und soziale Dimension des Gesundheitswesens behandelt. Der Aufbau des deutschen Gesundheitswesens, gesundheitspolitische Aufgabenfelder und die Gegenüberstellung von Gesundheitssystemen werden erarbeitet, außerdem werden aktuelle gesundheitspolitische Themen analysiert.

Aufgaben und Ziele des Faches

Die Schülerinnen und Schüler sollen sich im Unterricht mit den ökonomischen Rah-menbedingungen des Gesundheitswesens vertraut machen. Dabei erwerben sie fachliche Kompetenzen und können sich kompetent mit den Problemen des Gesundheitswesens auseinandersetzen. Die Schülerinnen und Schüler können sich den Inhalt von Fachtexten erschließen und die Aussagen grafischer Darstellungen sowie fachspezifische Analysen verstehen und interpretieren.

Der Unterricht soll so gestaltet werden, dass die Selbstständigkeit und die Bereitschaft zum lebenslangen Lernen gefördert wird. Er soll didaktische Bezüge zu den allgemein bildenden Fächern Deutsch, Mathematik und Fremdsprachen sowie spezifischen kaufmännischen Bereichen beispielsweise dem Rechnungswesen und der Datenverarbeitung herstellen. Das Verstehen von Zusammenhängen bildet die Grundlage einer kompetenten Auseinandersetzung mit aktuellen Themen und der Teilhabe am gesellschaftlichen Diskurs.

Abschlussprofil

Oberstes Ziel des Unterrichts im Fach Gesundheitsökonomie ist die Ausbildung einer umfassenden Handlungskompetenz. Die Schülerinnen und Schüler sollen zur gleichberechtigten Teilnahme am gesellschaftlichen Leben befähigt werden, wobei der Studierfähigkeit eine zentrale Bedeutung zukommt.

Die Schülerinnen und Schüler kennen das deutsche Gesundheitssystem und dessen Stellung im europäischen Kontext. Sie kennen die beteiligten Akteure und deren Interessen. Sie verstehen das Gesundheitswesen als Teil des ökonomischen Kontextes und können Chancen, Risiken und Folgen von Eingriffen in das Gesundheitswesen abschätzen.